. .

Die beidhemisphärische Gehirnbenutzung und Burn-Out

KCR 09/2009: Welche Balance macht stark?

 


Die eingeschränkte Selbstwahrnehmung als Grenzerfahrung

Die Einschränkung der körperlichen Funktionen werden in der psychischen und körperlichen Überforderungssituation  erst dann als solche erfahrbar, wenn der Körper uns den Zugriff verweigert.
Moshé Feldenkrais der Begründer der gleichnamigen Feldenkraislehre erkannte als Physiker, in welcher Weise körperliche Prozesse  uns gerade in Krisen Hinweise und Lernaufgaben zu unserem Umgang mit uns selbst anbieten:


  1. Die Anpassung der individuellen Gehirnbenutzung an die gestellten kognitiven und körperlichen Leistungsanforderungen gerät in ein Ungleichgewicht.
  2. Das entstandene Ungleichgewicht wird dann erfahrbar, wenn körperliche und wahrnehmungsbezogene Funktionen uns ihren Dienst verweigern, sodass diese weder willentlich steuerbar noch abrufbar sind.
  3. Das entstandene Ungleichgewicht wird mit dem eingeschränkten Aufbau auf die  kognitiven Stützfunktionen: audiovisuelle Wahrnehmung, Konzentration und Gedächtnis sichtbar.
  4. Die überbenutzte Trainingshand und Körperseite versagt den Dienst.
  5. Die unterbenutzte Körperseite baut sich muskulär ab, weil sie auf der Basis des bestehenden Ungleichgewichtes zu wenig angesprochen wurde.

Stressoren produzieren Grenzerfahrungen, wenn die Balance der Gehirnhälften nicht klappt

  • Akute Stresssituationen werden zu Grenzerfahrungen, wenn der Körper den Dienst an entscheidenden Stellen versagt.
  • Der Mangel an körperlicher Mobilität fällt erst dann auf, wenn etwas nicht so funktioniert, wie es sollte. 
  • Die entstehende Krise ist gesellschaftlich zu wenig als ganzheitlicher „Lernprozess“ erkannt. 
  • Die lernende Persönlichkeit, die in der Lage ist, dem Leiden die Suche nach Aktivitäts- und Motivationsimpulsen gegenüberzustellen, lernt eigene Aktivitätspotentiale wiederfinden. 

Dies bedeutet den wichtigen Schritt bei der individuellen Suche nach Gründen für eigene Schwierigkeiten und Blockaden und/oder verdeckten Stärken. 

Lernen und Lehren am Defizit als Defizit

 

In der Weise, in der die ungenügende Gehirnbalance mit blockierten Seitigkeiten der wahrnehmungsbezogenen Systeme einhergeht, kann die neurobiologische Wirtschaftlichkeit, in der die Persönlichkeit, sich in ihren Stärken anerkannt, angenommen und gefördert fühlt.Solange im Lernen und Lehren die Hinwendung zur Erkennung des Defitits vorrangig bleibt, ist es nicht erstaunlich, warum die Erkennung von Begabungsmerkmalen in der pädagogischen Landschaft immer noch ein Mystirium ist. Grundlegend hierfür ist, dass die positiven Eigenschaften nicht als Stärken sondern als Defizit erkannt werden.


Weiterführende Links 

- Die eingeschränkte Seh- und Hörorganisation als Stressor der unsicheren Lateralisation

Bei geringer Konzentrations- und Gedächtnisleistung dem Burn- Out entgegen

„Für uns heißt Lernen: Das Unbekannte begreifen. Jede Handlung kann zu Unbekanntem führen. Wenn Sie von Anfang an ausschalten, was Ihnen falsch erscheint, können Sie jedes Interesse am Lernen verlieren.“

Moshé Feldenkrais:
 1987 S.137